Gesundheit und Erholung
Das Berchtesgadener Land wird von Einheimischen und Touristen gleichermaßen für seinen hohen Gesundheits- und Erholungswert geschätzt, der sich sowohl in der landschaftlichen Schönheit, den zahlreichen möglichen Outdoor Aktivitäten als auch in der Auszeichnung als Gesundheitsregionplus, den Kurheilbädern sowie anderen Gesundheits- und Erholungseinrichtungen zeigt. Im Fokus der Arbeit der Verwaltungsstelle der Biosphärenregion steht dabei das Forschungsprojekt „Green Care: Natur und psychische Gesundheit“, in dem wissenschaftlich untersucht wird, inwiefern sich achtsamkeitsbasierte, naturgestützte Interventionen eignen, um die psychische Gesundheit von Menschen zu fördern.
Green Care
Im Forschungsprojekt „Green Care – Natur & psychische Gesundheit“ untersucht die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion Berchtesgadener Land wie sich spezielle Achtsamkeitsübungen in der Natur in bereits etablierten psychotherapeutischen Verfahren und zur Prävention in der Allgemeinbevölkerung einsetzen lassen. Im Fokus stehen dabei zum einen Patientinnen und Patienten mit Depressionen im psychosomatischen Reha-Bereich und zum anderen Menschen, die im präventiven Bereich nach Möglichkeiten zur Stressreduktion und Burnout-Prophylaxe suchen. Weiterhin wird erforscht, ob sich die Bereitschaft zu naturschützendem Handeln durch das Angebot erhöht.
Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Evaluationsteam von Prof. Dr. Elisabeth Kals, Professur für Sozial- und Organisationspsychologie der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Experteninterviews runden das Forschungsdesign ab. Ein weiterer Projektbaustein liegt in der Definition von Naturerlebnisräumen, die sich in besonderer Weise zu innerer Einkehr und Entspannung eignen. Hierfür arbeitet die Biosphärenregion Berchtesgadener Land mit Dr. Joachim Rathmann der Universität Augsburg (Geographie) zusammen.
Kooperationspartner ist der bayerische Teil des Biosphärenreservats Rhön. Das Forschungsprojekt wird durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz finanziert. Die Ergebnisse der Studie werden im April 2023 vorliegen.
Naturgestütztes Achtsamkeitstraining
Das Naturgestützte Achtsamkeitstraining (NAT), das von Projektmitarbeiterin Meike Krebs-Fehrmann entwickelt und von der Universität Eichstätt-Ingolstadt wissenschaftlich evaluiert wird, ist ein klar strukturiertes Trainingskonzept, das 12 Stunden umfasst und sich über drei Wochen (3×4 Stunden) erstreckt. Zwischen den Einheiten wiederholen die Teilnehmenden täglich Übungen aus dem Kurs zu Hause für etwa 20 Minuten.
Im NAT werden einige achtsamkeitsbasierte Übungen, die auch im MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) und MBCT (Mindfulness-Based Cognitiv Therapy) angewendet werden (Atemmeditation, Bodyscan, achtsames Yoga als formelle Übungen, Achtsamkeit bei der Verrichtung alltäglicher Handlungen als informelle Übungen), mit Methoden aus der Naturpädagogik (z.B. Übungen zu Sinneswahrnehmungen, Perspektivenwechsel, Naturerleben, Pflanzen- und Tierbegegnungen) kombiniert. In den drei Einheiten werden alle Sinne angeregt: Riechen, Schmecken, Hören, Sehen, Tasten und Fühlen, Eigenbewegung, Gleichgewicht und Orientierung sowie die Innenwahrnehmung des Körpers.
Die Sinneswahrnehmungen werden mit etwas Übung zu Ankern zur Gegenwart. Ein Geräusch, eine Empfindung auf der Haut, ein Geruch kann achtsam wahrgenommen mit dem gegenwärtigen Moment verbinden. Die Natur stellt im Training keine bloße Kulisse dar, sondern es wird aktiv an einer positiven Naturbeziehung gearbeitet, um die Natur als potentielle Ressource und Quelle von Unterstützung und Gesundheit zu entdecken. Die Einübung von Bewältigungsstrategien durch Achtsamkeit gegenüber Körperempfindungen, Emotionen, Gedanken, Bedürfnissen und der Natur, sowie die Stärkung von Ressourcen und Kompetenzen für einen gelingenden Alltag stehen bei den Interventionen im Mittelpunkt.
Klinische und präventive Gruppen
Das NAT wird sowohl im präventiven als auch im klinischen Bereich erprobt und evaluiert. Kooperationspartner für den klinischen Teil der wissenschaftlichen Studie ist die Alpenland Klinik in Bad Reichenhall, Psychosomatik, mit dem Chefarzt Dr. Florian Katzlberger. Neben Meike Krebs-Fehrmann, Projektmitarbeiterin der Biosphärenregion Berchtesgadener Land als Gruppenleitung, ist Sandra Rank als therapeutische Unterstützung der Klinik anwesend.
Die präventiven Gruppen richten sich an die Allgemeinbevölkerung und finden an unterschiedlichen Orten im Landkreis Berchtesgadener Land statt. Die Gruppen werden von Meike Krebs-Fehrmann geleitet und von Dr. Christoph Rothmayr, Psychologischer Psychotherapeut (VT), zusätzlich begleitet.
Die Evaluation bezieht Experimental- und Kontrollgruppen mit ein und erfolgt durch Fragebögen und Reflexionen. Die Fragebogenerhebung findet zu drei Zeitpunkten statt. Es werden Skalen zur Messung folgender Aspekte verwendet: Emotionale Befindlichkeit, allgemeine Achtsamkeit, Selbstmitgefühl, wahrgenommene emotionale und soziale Unterstützung, naturbezogene Achtsamkeit, emotionale Verbundenheit mit der Natur, Bewusstsein für Gefährdungen der Natur, internale und externale Verantwortungszuschreibung, naturschützende Bereitschaft, globale naturschützende Verhaltensweisen.
Ergebnisse der Studie
Im Projekt „Green Care – Natur und psychische Gesundheit“, das gemeinsam vom Biosphärenreservat Rhön, bayerischer Teil, sowie der Biosphärenregion Berchtesgadener Land umgesetzt wird, liegen nun die wissenschaftlichen Ergebnisse der Begleitforschung vor. Im Rahmen des Projekts wurde untersucht, inwiefern angeleitete Aufenthalte in der Natur Menschen, die an Depressionen erkrankt sind, helfen und diejenigen, die präventiv etwas gegen Burnout und Stresserkrankungen tun möchten, unterstützen können.
Naturerlebnisräume
Haben Naturräume eine Auswirkung auf die menschliche Gesundheit und Psyche – und wenn ja, welche? Wie muss ein solcher Naturraum beschaffen sein, dass er eine solche Wirkung erbringt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Projektbaustein des Projekts „Green Care – Natur und psychische Gesundheit“.
Netzwerk/Vernetzung
Zur Qualitätssicherung werden die Fortschritte des Projekts und die Erfahrungen aus der Praxis in einer überregionalen projektbegleitenden Arbeitsgruppe regelmäßig diskutiert. Mitglieder der Arbeitsgruppe sind neben Vertreterinnen und Vertretern der Regierungen von Oberbayern und Unterfranken, der beiden Ministerien und verschiedener bayerischer Universitäten auch Expertinnen und Experten aus der Kurortmedizin, der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern.
Auf regionaler Ebene findet ein Austausch über die Projektfortschritte vor allem im Rahmen der Tagungen der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft statt, die unter der Organisation der Gesundheitsregionplus mehrmals pro Jahr zusammentrifft, und in der sowohl niedergelassene Psychotherapeutinnen und -therapeuten als auch Abgesandte des Sozialpsychiatrischen Dienstes Berchtesgadener Land und weitere Akteurinnen und Akteure aus dem medizinischen bzw. psychotherapeutischen Bereich vertreten sind.

Ihre Anpsrechperson
Meike Krebs-Fehrmann
Green Care – Natur & Gesundheit