Landwirtschaft & Lebensmittelhandwerk
Die regionale Wertschöpfung stärken
Eine nachhaltige, umweltgerechte Landbewirtschaftung ist eine wichtige Säule bei der Weiterentwicklung der Biosphärenregion. Neben der Sicherung der regionalen Lebensgrundlagen konnte durch sie erst die vielfältige Kulturlandschaft im Berchtesgadener Land mit ihren Wiesen, Weiden und Almen entstehen. Der voralpine und alpine Charakter der Kulturlandschaft, verbunden mit einer hohen biologischen Vielfalt, war nicht zuletzt ein Kriterium für die Aufnahme des gesamten Landkreises in das UNESCO-Weltnetz der Biosphärenregionen. Da nachhaltige Formen der Landwirtschaft zudem sehr positive Wirkungen auf den Erhalt natürlicher Ressourcen haben, sollen die traditionelle-kleinbäuerliche Landwirtschaft gestärkt und der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft gefördert werden. Für eine regionale Wertschöpfung ist dabei das Lebensmittelhandwerk für die Verarbeitung und der Verkauf vor Ort von zentraler Bedeutung.
Alte Rassen und Sorten
Schätze unserer Kulturlandschaft bewahren
Landnutzung und Landbewirtschaftung
Voralpin geprägter Norden und alpin geprägter Süden
Die naturräumliche Situation im Landkreis Berchtesgadener Land, mit den alpinen Bereichen im Süden und der voralpinen Landschaft im Norden, bestimmt sehr stark die Art der Landnutzung und Landbewirtschaftung. Im alpin-geprägten südlichen Landkreis dominiert die Grünlandwirtschaft mit Rinderhaltung, im voralpin-geprägten nördlichen Landkreis wird aufgrund der günstigeren klimatischen Bedingungen auch Ackerbau, vorwiegend für Futter- und Speisegetreide, betrieben. Die Landwirtschaft im Süden ist überdies gekennzeichnet von Freiweide und Almwirtschaft mit Nieder- und Hochlegern. Seit mehreren Jahren geht im Süden die Tendenz hin zu einer Nutzungsaufgabe und im Norden hin zu einer Nutzungsintensivierung. Durch das stete Wirken der Menschen konnte sich eine kleinstrukturierte, vielfältige Kulturlandschaft von immensem Wert entwickeln. Derzeit gibt es rund 1.270 landwirtschaftliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 14,4 ha. Insgesamt wird eine Fläche von etwa 18.280 ha landwirtschaftlich genutzt – davon gut 14.680 ha Grünland und rund 3.600 ha Ackerbau. Gemüse- und Obstanbau hat einen verschwindend geringen Anteil. Vor allem im südlichen Landkreis gibt es sehr viele Klein- und Kleinstbetriebe im Nebenerwerb. Der Bio-Anteil liegt bei etwa 14 %. Für den Fortbestand der landwirtschaftlichen Betriebe leisten örtliche Verarbeiter, insbesondere Molkereien, einen wichtigen Beitrag.
Regionale Wertschöpfung
Für den Erhalt der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ist regionale Wertschöpfung ein wichtiger Baustein. Daher setzt die Biosphären-Verwaltungsstelle mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort vielfältige Impulse, um die regionale landwirtschaftliche Produktion und die nachgelagerten Bereiche, wie Lebensmittelhandwerk, Gastronomie und Handel, zu erhalten. Neben den Initiativen „Biosphären-Produkte“, Biosphären-Frühstück“, und „Biosphären-Erzeugerkreise“ soll Betrieben durch Fachveranstaltungen, Exkursionen und Vernetzungsangebote Perspektiven für eine Betriebsführung auf mehreren Standbeinen aufgezeigt werden. Regionale Vermarktung und Direktvermarktung spielen dabei eine große Rolle.
Biosphären-Erzeugerkreise
Damit regional erzeugte Rohstoffe für heimische Verarbeitungsbetriebe eine attraktive Alternative werden können, ist Sicherheit im Rohstoffbezug und eine ausreichende Menge von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund vernetzt die Biosphären-Verwaltungsstelle landwirtschaftliche Betriebe miteinander und mit dem Ernährungshandwerk, der Gastronomie, dem Gastgewerbe und dem Lebensmitteleinzelhandel in der Region. Ein enger Austausch, das Verständnis für verschiedene Abläufe und der Mut, Neues zu wagen und innovative Wege zu gehen, bilden die Basis für Erzeugerkreise und damit den Aufbau von kurzen Wertschöpfungsketten.
Landwirtschaft in der Biosphärenregion
Alpin geprägter südlicher Landkreis
mit Grünlandwirtschaft und Almen
Rund 1270 landwirtschaftliche Betriebe
erhalten die Kulturlandschaft in der Biosphärenregion
14 % Bio-Betriebe
wirtschaften ökologisch zertifiziert
14,4 Hektar
durchschnittliche Betriebsgröße
Voralpin geprägter nördlicher Landkreis
mit Grünlandwirtschaft und Ackerbau
Rund 18.280 ha bzw. ein Viertel der Fläche
in der Biosphärenregion werden landwirtschaftlich genutzt
Biosphären-Getreidegarten
Unter dem Motto „Wir sind Schatzbewahrer“ hat es sich die Biosphären-Verwaltungsstelle gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten zur Aufgabe gemacht im Biosphären-Getreidegarten in der Gemeinde Saaldorf-Surheim alte Kultur- und Getreidesorten zu erhalten. Alte Sorten, wie z.B. der Laufener Landweizen, sind ein wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes, ihre Vielfalt ist jedoch in den letzten 100 Jahren stark zurückgegangen. In Kooperation mit dem Projekt „Erhaltung bayerischer, landwirtschaftlicher pflanzengenetischer Ressourcen“ der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft konnten alte, alpine Getreidesorten in die Region zurückgeholt und vermehrt werden. Aus einigen entstehen hochwertige Biosphären-Produkte.
Alte Getreidesorten
Die Biosphären-Verwaltungsstelle fördert, auch ausgehend vom Biosphären-Getreidegarten, den Anbau von alten, alpinen Landsorten. So werden etwa Laufener Landweizen, Binkel und Berchtesgadener Vogel wieder auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut und durch eine Verarbeitung in der Region inwert- gesetzt. Alte Getreidesorten haben einen hohen ökologischen und genetischen Wert. Durch ihren hohen und lichten Wuchs bieten sie auch hervorragende Lebensbedingungen für Ackerwildkräuter.
Ackerwildkräuter
Farbige Begleiter von großem Wert
In der Biosphärenregion werden heimische Ackerwildkräuter vermehrt und auf Getreidefeldern von Bio-Höfen wieder ausgebracht. Ackerwildkräuter haben einen hohen ästhetischen und ökologischen Wert: Sie bieten Nahrung und Lebensraum für viele Insekten, sind ein wichtiger Teil im Biotopverbund und tragen zu einer Verbesserung der Bodenstruktur bei. Alte Getreidesorten, wie etwa der Berchtesgadener Vogel, bieten durch ihren lichten Wuchs hervorragende Voraussetzungen für die Wiederansiedelung von Ackerwildkräutern.
Biosphären-Produkte
Nachhaltig und regional
Die Landwirtschaft im Berchtesgadener Land erzeugt wertvolle Rohstoffe. Sie sind die Grundlage für hochwertige Produkte im Lebensmittelbereich. Vom regionalen Ernährungshandwerk, im Lebensmitteleinzelhandel und im Gastgewerbe werden sie immer stärker nachgefragt. Damit bleibt die Wertschöpfung vor Ort. Diese geschlossenen Wertschöpfungsketten sind grundlegend für die von der Verwaltungsstelle der Biosphärenregion vergebene Auszeichnung „Biosphären-Produkt Biosphärenregion Berchtesgadener Land“.
Mit dabei sein
Aktionen in der Biosphärenregion
Die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion unterstützt Landwirtinnen und Landwirte in Zusammenarbeit mit diversen Institutionen und Freiwilligen im Rahmen verschiedener Angebote.
Ihre Ansprechperson
Karin Heinrich
Nachhaltige Regionalentwicklung, Landwirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit